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Musikalisches Kapitel geht zu Ende

Katharina Mezei gibt Leitung des Mitarbeitenden-Chores ab

Sie ist Sopranistin und Chorleiterin, beherrscht Orgel und Klavier. Katharina Mezei, 59, ist ein unglaublich vielseitiges, musikalisches Talent. Umso größer ist jetzt das Bedauern, dass sich die Mitarbeiterin im Wohnangebot Florian als engagierte Leiterin des Mitarbeitenden-Chors zurückgezogen hat.

„1987 bin ich in die Einrichtung gekommen“, erinnert sie sich, auch daran, dass sie ziemlich schnell im Mitarbeiter-Chor gesungen hat. Den führte zu dieser Zeit Verwaltungsleiter Karl Fries, was sich 1987 ändern sollte: Er wurde vom Orden zum ersten weltlichen Gesamtleiter in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung berufen. Dass dadurch sein Arbeitspensum in den folgenden Jahren enorm zunahm, war unausweichlich. Immer öfter ist deshalb Katharina Mezei für ihn eingesprungen, hat die Proben geleitet, selbstverständlich auch die Orgel gespielt. Kein Wunder, dass er sie Anfang der 2000er Jahre bat, doch die Leitung komplett zu übernehmen.

Das Werkzeug dazu hatte sie allemal: In Rumänien hat sie vier Semester Musik studiert, später dann die zweijährige Ausbildung zur nebenberuflichen Kirchenmusikerin an der Musikhochschule in Regensburg absolviert. Was darauf folgte, waren viele Aufführungen, Messen, auch auf Wallfahrten – sehr oft auch mit den Klosterspatzen, die Pastoralreferent Uli Doblinger über viele Jahre begleitete. Gemeinsam waren sie fast immer am 8. März, dem Hochfest des heiligen Johannes von Gott, zu hören, und haben den Gottesdienst stets zu einem außerordentlichen Ereignis gemacht.

Großartig: Wallfahrt nach Altötting

„Wir haben viele Projekte mitgestaltet. Ganz besonders war zum Beispiel auch die Zusammenarbeit mit sämtlichem Chören der GmbH-Einrichtungen bei der großen Wallfahrt nach Altötting 2015“, erinnert sich die Dirigentin. Das braucht alles viel Vorbereitung, viele Proben, viel Einsatzbereitschaft, auch aller Mitsingenden. Dass ein Teil der Vorbereitungen dafür in ihrer Freizeit stattfindet, erwähnt sie nur am Rande.

Unglaublich beeindruckend, sehr berührend, auch arbeitsintensiv war für sie der eigentliche Höhepunkt ihrer kreativen Karriere: „Das Musikspiel erdverbunden himmelsnah, das zur Seligsprechung von Frater Eustachius Kugler 2009 aufgeführt wurde.“ Ohne sie und Uli Doblinger wäre dieses fulminante Werk nie zustande gekommen. „Uli hatte sämtliche Fäden in der Hand und ich die für die musikalische Leitung“, sagt sie. Das Besondere daran war, dass es ausschließlich von Mitarbeitenden, Bewohnerinnen und Bewohnern getextet, komponiert, gespielt und gesungen wurde. Über ein Jahr feilte man gemeinsam an der schauspielerischen und musikalischen Umsetzung der Lebensgeschichte von Frater Eustachius Kugler. „Alle haben mit angepackt, jeder aus der gesamten Dienstgemeinschaft, Handwerker, Schneiderinnen, Techniker…“ schwärmt sie. Alle 83 Mitwirkenden, egal ob vor, auf oder hinter der Bühne haben dafür fantastisch zusammengearbeitet.

Sopran-Solo mit Gänsehaut

Aber auch damit ist längst noch nicht alles gesagt. Was ganz sicher nicht ohne Gänsehaut im Publikum ablief, war ihr Sopran-Solo in Joseph Haydns Johann von Gott-Messe, die anlässlich der 900 Jahr Feier der Gemeinde Reichenbach 2018 in der Klosterkirche aufgeführt wurde. Sämtliche Chöre des Dekanats haben mit großem Orchester brilliert, federführend war der damalige Dekanatsmusiker Hans Häusler. Unbeschreiblich, unvergesslich, ganz einfach fulminant war damals zu hören. „Solche Konzerte in der Kirche sind einfach immer ein Traum“, hält sie rückblickend fest.

Dass sie, die ihr Leben mit musikalischen Meilensteinen gepflastert hat, jetzt aufhört? „Der Chor war mir immer eine Herzensangelegenheit, darum ist es mir nicht leichtgefallen.“ Aber es kamen ganz einfach viele Schicksalsmomente zusammen: drei Jahre Corona, die den Chor auseinanderbröckeln ließen. Die Geburt von Enkel Maximilian: „Mit dem ich gerne viel Zeit verbringen möchte.“ Ganz einfach auch die fehlenden Ressourcen. „Wenn man will, ist alles möglich“, sagt sie, aber mit zunehmenden Alter würde sich halt einiges ändern.

Eine Herzensangelegenheit bleibt

Spürt man da vielleicht doch einen Hauch von Bedauern? „Ich würde mich freuen, wenn jemand den Chor wieder ins Leben riefe“, sagt sie überzeugt, sie stellt dann auch all ihre bearbeiteten Werke zur Verfügung. Aber ob das in Zeiten wie diesen überhaupt noch möglich ist? Die Bewohnerinnen und Bewohner im Wohnangbot Florian können sich dagegen freuen, denn die wird sie noch bis zu ihrem Ruhestand begleiten. Auch das ist ihr eine Herzensangelegenheit.

 

Foto: Glückwunsch vom damaligen Provinzial Frater Emerich Steigerwald nach der Premiere von „erdverbunden – himmelsnah“ für sie und Uli Doblinger 2009