Begriffe
Holocaust
Das Wort "Holocaust" stammt von dem griechischen Wort "holókaustus" und bedeutet "völlig verbrannt". Der Begriff wird verwendet, wenn von der systematischen Vernichtung ganzer Bevölkerungsgruppen gesprochen wird. Wie dem Massenmord an etwa sechs Millionen europäischen Juden, zwischen 90.000 und 150.000 Sinti und Roma, etwa 5.000 bis 15.000 Homosexuelle und um die 275.000 Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung, Kranke, Autisten und Kinder, die als „Idioten“ eingestuft wurden.
Aktion T4
Aktion T4 ist eine nach 1945 gebräuchlich gewordene Bezeichnung für die systematische Ermordung von mehr als 70.000 Menschen mit körperlichen, kognitiven und psychischen Behinderungen in Deutschland von 1940 bis 1941. Im Herbst 1939 bauten die Ärzte der NSDAP in der Hauptstadt Berlin, in der Tiergartenstraße 4, ein Büro für ihre “Euthanasie”- Zentrale auf. Dort wurden Pläne geschmiedet und Entscheidungen getroffen, die darauf abzielten, Menschen mit Behinderung systematisch zu vernichten.
Euthanasie
Der Begriff Euthanasie stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich „guter Tod“ (eu = gut, thanatos = Tod). In seiner ursprünglichen Bedeutung bezeichnet Euthanasie das Herbeiführen eines sanften oder schmerzfreien Todes, etwa zur Linderung von Leid bei unheilbar kranken Menschen. Im historischen Kontext wurde der Begriff „Euthanasie“ während der NS-Zeit für die systematische Ermordung von Menschen missbraucht. Hierbei handelte es sich jedoch nicht um Sterbehilfe im eigentlichen Sinne, sondern um staatlich organisierten Mord, der Menschen als „lebensunwert“ einstufte. Heutzutage wird der Begriff wegen dieser belasteten Geschichte oft vermieden, insbesondere im deutschen Sprachraum.
Bei der zentralen Euthanasie wurden die Tötungen aus der Zentrale in Berlin (Tiergartenstraße 4) organisiert und durchgeführt. Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten wurden systematisch selektiert. In umgebauten Bussen wurden die „Pfleglinge“ aus Pflege- und Heilanstalten abgeholt und in einer der sechs Tötungsanstalten gebracht und ermordet. Dieses Vorgehen wurde auch als „Aktion T4“ bekannt.
Nach dem offiziellen Ende der „Aktion T4“ 1941 ging das Töten in einer dezentraleren Form weiter:
Bei der dezentralen Euthanasie wurde der Mord an Menschen, die von den Nationalsozialisten als „lebensunwert“ eingestuft wurden, direkt in den Heil- und Pflegeanstalten durchgeführt. Diese Menschen wurden häufig als „wertlos“ oder als „Belastung“ für die Gesellschaft betrachtet, was ihre systematische Vernachlässigung und Tötung rechtfertigen sollte. Sie wurden Teil von Experimenten, wurden der Hungerkost ausgesetzt oder bekamen Überdosen von Medikamenten verabreicht.
Dieses Vorgehen war weniger sichtbar, nicht zentral gesteuert und wurde von den Verantwortlichen als unauffälliger Weg genutzt, um die Mordpläne umzusetzen.
Graue Busse
„Und als die grauen Busse kamen, da ahnten viele was passiert. Wie diese Reise enden wird. Als sie fast alle mit sich nahmen, in grauen Bussen mit sich nahmen.“ (Liedtext Ali Stadler – ehem. Mitarbeiter Barmherzige Brüder Behindertenhilfe gGmbH Oberpfalz). Was im Lied von Ali Stadler so einfühlsam und persönlich lebendig wird, erinnert an den tragischen Weg, den über 400 Bewohner der Einrichtung der Barmherzigen Brüder Reichenbach im Alter von 5 bis 88 Jahre im Rahmen der sogenannten T4-Aktion im Mai 1941 gehen mussten. Der damalige Prior Edmund Fuchs ahnte, was die Deportationen bedeuteten. Aus diesem Grund ließ er etwa 30 Bewohner in den Wald bringen und vernichtete ihre Unterlagen. Andere konnten als notwendige Arbeiter für die Landwirtschaft eingestuft werden und entgingen so dem Abtransport.
Das Lied können Sie hier hören.
Bilder Referenzen:
Auschwitz - Foto: Katharina Werner
Tiergartenstraße 4 - Foto: Katharina Werner
GrauerBus - Foto: Archiv der Barmherzige Brüder Behindertenhilfe gGmbH Niederbayern