Einer von fünf Millionen: Das ist Yves, das sind (geschätzt) die Menschen mit Autismus in Europa. Yves ist Asperger-Autist – wie auch Greta Thunberg und Elon Musk. Aber er steht nicht in der Öffentlichkeit, sondern lebt seit dreieinhalb Jahren in einem speziellen Wohnangebot mitten in der Oberpfalz. Hier stellt er sich den Herausforderungen von Arbeit und Alltag.
Mit seinen WG-Kollegen übt er das soziale Miteinander. Seine Betreuer:innen sorgen für die Sicherheit, die ihm die notwendige Struktur geben. Und sie übersetzen, wenn in der Kommunikation mit anderen Menschen Frage entstehen. Denn „Ich komme gleich“ ist für ihn keine Antwort. Der Satz wirft Fragen auf: Wann genau ist gleich? Sofort? In drei Minuten? Oder ein einer halben Stunde?
Asperger-Autismus deckt nur einen Teil der Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) ab. Hinzu kommen frühkindlicher Autismus und atypischem Autismus. Die Grenzen sind nicht immer einfach zu ziehen. Und die Bandbreite ist groß. „Sie reicht in unseren Einrichtungen von Menschen mit ASS, die keine verbale Sprache entwickelt haben, bis hin zu Absolventen der Mittleren Reife mit Führerschein und Berufsausbildung. Außerhalb der Einrichtung gibt es natürlich auch Autisten, die sehr intelligent sind und zum Beispiel studieren“, weiß die Psychologin Kristina Zumüller. Sie leitet den Fachdienst der Barmherzige Brüder Behindertenhilfe in der Region Oberpfalz. Hier – genauer gesagt in Walderbach – entstanden 2005 bayernweit auch die ersten 20 vom Sozialministerium geförderten Plätze für Menschen mit Autismus.
Seitdem hat die Barmherzige Brüder Behindertenhilfe ihr Angebot für autistische Menschen in den Regionen Oberpfalz, Niederbayern und Mittelfranken kontinuierlich ausgebaut. Der Bedarf, weiß Kristina Zumüller, ist da – und wird aufgrund verbesserter Diagnosemöglichkeiten noch steigen. Greta Thunberg ist ob ihres Geschlechts dabei eine Besonderheit. Denn Autismus tritt viermal häufiger bei Männern als bei Frauen auf.