Schon das Ankommen in Algasing war ein Augenschmaus: Ein Blumenteppich am Eingang erbot einen Willkommensgruß, liebevoll gestaltet von den indischen Ordensschwestern der „Little Sisters of Christ“, inklusive eines Granatapfels, dem Ordenssymbol der Barmherzigen Brüder. An die 120 Festgäste, darunter Barmherzige Brüder, Freunde und Förderer, Vertreter aus Politik und Gesellschaft und den Fahnenabordnungen vieler Ortsvereine feierten am 19. Oktober mit der Algasinger Hausgemeinschaft das Kirchenjubiläum.
In der festlich geschmückten Caféteria in Algasing wärmten sich die Festgäste mit Morgenkaffee am frischen Oktobertag erst einmal auf, bevor es zum Festgottesdienst in die Kirche St. Josef ging, dem eigentlichen Jubilar des Tages oder wie es Frater Rudolf Knopp zu Beginn ausdrückte: Viele suchten im Zeitalter der Eventisierung nach immer spezielleren Örtlichkeiten, „einer Location“, um Ereignisse aufzuwerten. Mit der Kirche St. Josef haben die Barmherzigen Brüder vor 150 Jahren eine Kirche erbaut, die selbst so viel mehr als ein spezieller Ort ist, nämlich „ein Haus voll Glorie“, das vielen zur echten Heimat geworden ist. Das wurde später auch durch die aktive Beteiligung vieler Bewohner deutlich, die als Ministranten den Gottesdienst mitgestalteten oder im Kirchenraum freudig mitfeierten.
Den festlichen Dankgottesdienst, musikalisch herausragend gestaltet vom Algasinger Kirchenchor unter der Leitung von Hans Haberstetter, zelebrierte der Landes-Caritasdirektor Dr. Andreas Magg in Konzelebration mit dem Ordensgeistlichen Pater Thomas Väth, Prior in Regensburg. Magg hatte nach der Priesterweihe selbst viele Jahre lang im Dominikus-Ringeisen-Werk gearbeitet und Menschen mit Behinderungen begleitet, berichtete er den Anwesenden. So sei die Teilhabe ein zentrales Thema für den Seelsorger: „Eine Kirche ist ein Ort, der die Christen begleitet, von der Taufe bis zur letzten Ruhe, ein Ort der Begegnung und der offenen Türen.“
Beten braucht Übung
Der Festprediger nahm das Tagesevangelium auf. Deses erzählte das Gleichnis vom unbeugsamen Richter und der beharrlichen Witwe aus dem Lukas-Evangelium (Lk 18, 1-8) und über das Gebet an sich. Das sei sehr passend zur 150-Jahr-Feier der Kirche St. Josef, in einem Gebetshaus für das gemeinschaftliche oder das private Gebet. Im Evangelium erhalten wir Impulse, wie wir unser Gebet gestalten, erläuterte Dr. Magg: „Die Frau komme in einer für sie wichtigen Angelegenheit vor den Richter. Beten sollte Zentrales und Wichtiges in den Blick nehmen und sich nicht nur um Kleinigkeiten drehen. Was ist in einem Leben wichtig – lote ich mich aus, nehme ich mein Leben in den Blick?“ Auch brauche Beten eine gewisse Übung: „Nur wer sich einübt, erlangt Fähigkeiten. Denken wir an Sportler, die viel trainieren, bevor sie in den Wettkampf gehen. Denken wir an einen Arzt, der durch Erfahrung richtig behandelt. Und schauen wir hier auf alle, die in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung arbeiten. Durch ihre Praxis können sie ihre Arbeit sehr gut“, meinte der Festprediger und erinnerte zudem an die heilige Theresia von Avila, die, als ihr das Beten schwerfiel, einmal eine Sanduhr zur Hilfe nahm und sich dazu zwang dranzubleiben, bis ihr das Beten wieder leichtfiel. Von der Heiligen sei zudem die Aussage überliefert: „Beten ist reden mit Gott wie mit einem Freund.“
Bei den Fürbitten zu „Gott unser Vater“ trugen die Bewohnerinnen und Bewohner dann selbstgemalte Schilder zum Altar. Es war schließlich Frater Robert Wimmer, der die eigens angefertigte Jubiläumskerze entzündete, bevor sie vom Festprediger geweiht wurde. Später konnten dann die ebenfalls geweihten Jubiläumsbänder von Geschäftsführer Ary Witte- Kriegner den Fahnenabordnungen für ihre langjährige Verbundenheit überreicht werden.
Ein großer Verlust
Der Geschäftsführer erinnerte daran, dass einer schmerzlich vermisst werde, der das Kirchenjubiläum noch mit vorbreitet hat: Der allseits beliebte Algasinger Hausgeistliche Pater Augustine Annikkattu war am 4. September verstorben. Aber auch tröstliche Worte fand Witte-Kriegner gegen Ende des Gottesdienstes: Bei der gestrigen Generalprobe habe ein Bewohner freudig festgestellt: „Dass es bei uns so schön ist, ist, weil wir alle so ´zammhalten‘! “ Dies drücke die Gemeinschaft in Algasing tatsächlich gut aus, meinte der Geschäftsführer und lud die Festgäste zum gemeinsamen Mittagsbüffet ins Johannes-Ciudad-Forum ein.
Text: Kirsten Oberhoff
