Teilhabe. Darum geht es Aktion Mensch jedes Jahr am 5. Mai, dem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. „Gemeinsam für Gleichberechtigung stark machen“, lautet eines der Ziele. Eine der zentralen Forderungen ist dabei die Umsetzung von Inklusion in allen Lebensbereichen. Die Betroffenen sollen genauso selbst bestimmt leben wie alle anderen, auch und gerade wenn es um das Thema Leben in der eigenen Wohnung geht.
Geht das überhaupt? Wie soll das funktionieren? Ist das nicht eher problematisch? Das sind nur einige Fragen, die immer wieder auftauchen, wenn es um das selbständige Wohnen von Menschen mit Behinderung geht. Das sogenannte Ambulant Unterstütze Wohnen (AUW) ermöglicht es den Betroffenen exakt das zu tun. Thomas Stegerer vom Fachdienst in Reichenbach hält dafür die Fäden in der Hand.
„Das AUW ermöglicht es Menschen mit Behinderung tatsächlich selbstbestimmt und gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben“, verdeutlicht der Sozialpädagoge. In der Realität heißt das: Einerseits ist ein gewisses Maß an Eigenständigkeit notwendig, um gestellte Alltagsanforderungen zu bewältigen, andererseits wird eine punktuelle, stundenweise Assistenz geboten, um Ressourcen zu entwickeln und aktiv zu nutzen. Im Klartext stellt Stegerer fest: „Im Sinne der Inklusion offenbart das AUW ein Sichtbarmachen von Menschen mit Behinderung im gesamtgesellschaftlichen Kontext, im Sinne der Normalisierung sollen Barrieren in der Lebensweltgestaltung gezielt ausgeglichen werden, um ein selbstwirksames Leben zu stärken.“
Und wie sieht das Nico, der das AUW jetzt in Anspruch nimmt: „Die Vorteile sind im AUW, man kann selbständig seine Sachen erledigen und man lernt besser mit gewissen Sachen umzugehen. So kann man seinen Tag selbst gestalten.“
Genau darum geht es auch nach Einschätzung Stegerers: „Die Assistenz folgt einem ganzheitlichen Ansatz. Schwerpunkte werden individuell und personenzentriert, orientiert an den persönlichen Bedürfnissen in Kooperation mit dem jeweiligen Klienten gesetzt.“
Ganz egal ob es dabei etwa um die Anleitung zur selbständigen Lebens- und Haushaltsführung, zur Finanzplanung, zum Schriftverkehr oder zur Gesundheitsförderung geht. Einen wichtigen Aspekt sieht er auch in der Beratung bei der psychosozialen Stabilisierung und bei der Bewältigung persönlicher Schwierigkeiten und Problemen. Generell spielen Tagesgestaltung, Freizeit, die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und die Beratung bei der Aufnahme und Gestaltung persönlicher, sozialer Beziehungen eine wichtige Rolle.
„Ich bekomme Unterstützung beim Umgang mit dem Geld und Unterstützung bei der allgemeinen Tagesgestaltung“, formuliert Nico seine Schwerpunkte in der Begleitung, die sich für ihn direkt Anna Lena Torunsky und Tobias Theisinger teilen. Die wiederum ermöglichen ihm jetzt ein selbstbestimmtes Leben und damit die eingangs geforderte gelebte Inklusion. In Reichenbach gibt es das Angebot bereits seit 2007. „Aktuell begleiten wir 36 Menschen mit Behinderung in den Landkreisen Regensburg, Schwandorf und Cham. Davon haben 15 Personen eine geistige und 21 eine seelische Behinderung“, erklärt Stegerer.
Für Nico kam das Angebot genau zur rechten Zeit: „Ich war sofort sehr begeistert und wollte es unbedingt haben.“
Bei Interesse ganz einfach Kontakt aufnehmen: thomas.stegerer@barmherzige-reichenbach.de
Zum Bild: Tom und Nico sind ein Team. Die Assistenz ist immer individuell und personenzentriert.