„Diese Förderstätte ist ein Herzensort; wo Menschen in ihrer Gesamtheit gesehen werden, wo gefördert wird, wo man aber auch mal hinfallen darf.“ Diakon Werner Szörenyi brachte es bei der Segnungsfeier der neuen Schwandorfer Förderstätte am 18. März mit einfachen, aber bewegenden Worten auf den Punkt. Und ergänzte damit sehr gut die Botschaft, mit der die dritte Schwandorfer Bürgermeisterin Marion Juniec-Möller zuvor den rund 100 geladenen Gästen aus der Seele gesprochen hatte: „Diese Förderstätte ist eine Entlastung für die Eltern und ein Werk der Nächstenliebe.“
Im September 2023 hat die Barmherzige Brüder Behindertenhilfe nach einer rund zweijährigen Bauzeit ihre mittlerweile zehnte Förderstätte in Bayern eröffnet – mitten in der Großen Kreisstadt Schwandorf. In unmittelbarer Nachbarschaft zur örtlichen Sportanlage und zum Freibad bietet die Lage laut Marion Juniec-Möller beste Voraussetzungen dafür, dass sowohl die Förderstätte als auch die darin arbeitenden und betreuten Menschen gut von der Schwandorfer Bevölkerung aufgenommen werden und im städtischen Leben sichtbar sind.
Echte Inklusion: mitmachen dürfen
Mittendrin dank intensiver Assistenz - das ist es, was auch der örtlichen Teamleiterin Heike Jobst wichtig ist. „Echte Inklusion“, erklärt die Heilerziehungspflegerin, „ist, wenn alle Menschen mitmachen dürfen – egal ob bei Ausflügen, Umwelt- und Naturerfahrung oder auch bei Festen.“ Deshalb stand es für sie und den Leiter der Förderstätte, Simon Spratter, auch außer Frage, dass die Beschäftigten bei der Segnungsfeier ganz vorne mit dabei sind. Einblicke in ihr Alltagsleben haben sie in einem Videobeitrag geteilt, das Fest selbst mit Liedern mitgestaltet und kleine Geschenke für die Gäste gebastelt. Selbstverständlich war für Spratter sowie Frater Rudolf Knopp, Provinzial der Barmherzigen Brüder, auch, dass auch die Eltern und Angehörigen der Förderstättenbeschäftigten in der ersten Reihe saßen. Schließlich galt aus beider Sicht: „Es ist Ihr Fest heute!“
Im Übrigen wurde bei dieser Feierstunde viel gedankt. Der stellvertretende Landrat Jakob Scharf richtete ein „herzliches Vergelt`s Gott“ an die Barmherzigen Brüder, die sich aus Liebe zu Gott und aus Liebe zu den Mitmenschen um kranke, behinderte, alte und hilfsbedürftige Menschen kümmern. Und Pater Provinzial gab den Dank an die Politiker, die „die politischen Voraussetzungen für den Bau einer solchen Förderstätte schaffen und diese auch langfristig finanzieren“ zurück.
Noch Plätze frei
Architekt Michael Naumann dankte dem Orden für dessen Beitrag „dass diese Welt hält“ und Roland Böck, Geschäftsführer der Barmherzige Brüder Behindertenhilfe gGmbH Oberpfalz, nicht zuletzt den Mitarbeitenden für ihr Engagement und ihre Bereitschaft, das Haus mit Leben zu füllen.
Die ersten elf Menschen mit einer komplexen Behinderung oder aus dem Autismus-Spektrum sind bereits im September eingezogen und haben sich schon gut eingelebt. Für insgesamt 36 Beschäftigte ist in den hellen und großzügig angelegten Räumlichkeiten Platz. Die Förderstätte bietet ihnen einen zweiten Lebensraum sowie die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft, am Arbeitsleben und dadurch auch in der Gesellschaft an. Die zugehörigen drei großen Angebotsbereiche für sie lauten Beschäftigung, Bildung und Teilhabe.